»  Was kostet eine Elektronikentwicklung?

Die Kosten einer Produktentwicklung bis Marktreife inklusive der Randkosten für Materialbeschaffung, Zulassungen usw., sind natürlich sehr individuell vom jeweiligen Projekt abhängig.

Unserer Beobachtung nach werden diese allerdings sehr oft insbesondere von Startups unterschätzt und führt nicht selten trotz erfolgreicher Produktentwicklung zum Aus des Projektes.

Für eine Entwicklung eines neuen Elektronik-Produktes bedenken Sie bitte, dass der finanzielle Rahmen bis zum ersten erfolgreich verkauften Produkt für folgende Themen geschaffen sein muss:

Elektronikentwicklung

Die Elektronikentwicklung ist der Kern der Entwicklung eines elektronischen Gerätes.

Durch die richtige Herangehensweise und Organisation lassen sich die Kosten aber gut im Rahmen halten, so dass auf das Projekt insgesamt gesehen die Kosten für die Arbeitsleistung der eigentlichen Elektronikentwicklung weniger, als 10% des Gesamtkostenrahmens betragen können.

Gehäuse

Nahezu jede Elektronik wird durch ein Gehäuse geschützt.

Dieses Gehäuse muss entweder analog zur Elektronik passend designt werden oder es wird ein Standard-Gehäuse verwendet, welches durch entsprechende Bohrungen, Fräsungen und Beschriftungen angepasst wird.

Im Falle des eigenen Designs eines passenden Gehäuses ist dieses vom zeitlichen und finanziellen Aufwand her der Entwicklung der Elektronik vergleichbar.

Zulassungen

Fast ausnahmslos muss für ein (Elektronik)Produkt eine CE Konformität vorliegen.

Es ist in dem Zusammenhang zu klären, welche Normen auf das Produkt zutreffen, welche Anforderungen einzuhalten sind und wie die Einhaltung dieser Anforderungen im Entwicklungs- und Produktionsprozess sichergestellt ist.

Im überwiegenden Teil der Fälle werden hierfür externe Dienstleister benötigt, die den rechtlichen Rahmen schaffen und die Konformität begleiten.

akkreditierte Testhäuser

Muss das Produkt zur Vermarktung Normen entsprechen,so muss die Einhaltung der technischen Parameter dieser Normen abgeprüft werden.

Entsprechende speziell eingerichtete und zugelassene Prüflabore übernehmen diese Aufgabe.

Die entsprechenden Kosten, die durchaus schnell fünfstellig werden können, müssen auch in dem Projektbudget berücksichtigt sein.

eigene Tests

Jedes Produkt sollte vor Markteinführung ausgiebigst getestet werden.

Test sind sehr wichtig, um frühzeitig Konstruktions- oder Qualitätsschwächen offenlegen, viel besser vor der Markteinführung, statt ausgelieferte Produkte austauschen zu müssen.

Diese Tests kosten allerdings auch Zeit und Geld.

Dokumentation

Funktioniert das Produkt ohne Bedienungsanleitung? Das wäre schön, ist aber erstens seltenst zutreffend, zweitens benötigt man dennoch oft eine Dokumentation in Form von Hinweisen zur Sicherheit.

Was kostet eine Bedienungsanleitung?

Das lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten, allerdings kostet das Erstellen einer Bedienungsanleitung Zeit und Geld, welches aufgrund der Notwendigkeit unbedingt mit in das Projektbudget eingerechnet werden sollte.

Marketing

Ein neues, tolles Produkt entsteht, aber keiner erfährt davon?

Ohne Marketing wird die Einführung eines neuen Produktes in den Markt schwierig.

Ein gutes Marketing ist ein großer Baustein der Produktentwicklung, nach unserer Beobachtung sogar der größte.

Das Erstellen von Marketingkonzepten, das Eröffnen von Vertriebswegen, Werbemaßnahmen jeglicher Art fallen schnell deutlich merkbar zeitlich und finanziell ins Gewicht.

Material

Bevor ein neues Produkt vermarktet werden kann, muss es natürlich erst einmal real verfügbar sein.

Dabei spielt die Materialbeschaffung auch eine große Rolle. In den ersten Phasen der Elektronikentwicklung sollten die entsprechenden Verfügbarkeiten geklärt sein und die Bezugsquellen klar auf den Projektrahmen abgestimmt eröffnet sein.

Sicher ist, mit höheren Stückzahlen werden Bauteile günstiger, sicher ist aber auch, dass damit schnell Kapital gebunden werden kann.

Wie es auch organisiert wird, der Part der Materialbeschaffung darf in dem Gesamtkonzept nicht vergessen werden.

Herstellung ( und Bestückung)

Analog zur Materialbeschaffung stehen die Themen Herstellung der leeren Leiterplatte und Bestückung dieser mit den elektronischen Bauteilen.

Auch hier gilt – höhere Stückzahlen ermöglichen meist geringere Kosten pro Stück.

Auch hier wird aber schnell viel Kapital gebunden.

Qualitätsmanagement, Testkonzepte, Serientests

Sicher ist der Begriff Ausschuss geläufig, die Geräte oder Baugruppen, die zwar produziert sind, aber durch Material-, Produktions- oder Behandlungsfehler keine Funktion haben und daher nicht verkaufsfähig sind.

Welchen Anteil hat eine solche Ausschussware?

Nach unseren Erfahrungen muss man mit einem Anteil von unter 1% bis knapp 10% rechnen, der bis zur Fertigstellung Ärger macht.

Vieles davon ist schnell gefunden und reparabel und durch eine produktionsbegleitende Optimierung ist es möglich, den Ausschussfaktor sehr gering zu halten, nur kann nie davon ausgegangen werden, dass jede bestückte Leiterplatte auf Anhieb funktioniert.

Zu einer Produktentwicklung muss daher auch immer die Entwicklung von Test und Kontrollszenarien gehören.

Beispielsweise kann mit dem Bestücker ausgehandelt werden, dass eine optische Kontrolle durchgeführt wird, ebenso sind aber auch weitere Tests nötig, um sicherzustellen, dass ein Produkt vor Auslieferung funktionstüchtig ist.

(Zwischen)Lager

Wenn ein Produkt in größerer Stückzahl produziert wird, dann aber sukzessive ausgeliefert oder verkauft wird, müssen die Chargen irgendwo zwischengelagert werden.

Je nach Produktgröße und Produktart können die Lagerkosten klein bis vernachlässigbar sein, sie können aber auch finanziell deutlich bemerkbar sein.

Verpackung

Ein gelungenes Produkt muss heil und repräsentativ beim Kunden ankommen, es wird also in jedem Fall eine Transportverpackung notwendig sein.

Aber auch im Sinne des Marketings ist es oft mehr als hilfreich, Ideen und finanzielle Mittel in eine besondere Verpackung zu stecken.

Wenn Sie ein eigenes neues Produkt designen wollen, bedenken Sie bitte also auch diesen Punkt.

Zusammenfassung:

Der Umfang einer Eigenentwicklung eines Produktes von der Idee bis zur auslieferungsfähigen Charge ist wesentlich größer, als der Teil der Elektronikentwicklung selbst.

Wir empfehlen daher immer unseren Kunden, sich Gedanken um alle Teile des Projektes zu machen und sich entsprechende finanzielle Rückendeckung zu sorgen.

Was kostet nun die Elektronikentwicklung genau?

Die Entwicklung einer elektronischen Baugruppe bis zur Serienreife beginnt nach unseren Erfahrungen in kleinen Projekten bei einige tausend Euro (z.B. Hardware: Bauteilewahl + Schaltplan + Layout + Produktionsdaten).

Bedarf die zu entwickelnde Elektronik auch einen Software- oder Firmwareteil liegt man durch den Zusatzaufwand recht schnell im fünfstelligen Bereich (z.B. durch Sensoren, Aktuatoren, Schnittstellen oder User Interfaces)

Diese Kosten der Elektronikentwicklung sehen sich bis zur Serienreife kalkuliert und teilen sich meist auf einen großen Teil für den ersten seriennahen Prototypen und mehrere kleine Teile für Optimierungen bis zur echten Serienreife auf.

Da wir als Entwicklungs-Dienstleister oft keinen Einfluss darauf haben, ob und welche neuen Ideen während des Entwicklungsprozesses aufkommen und noch mit in das Projekt einfließen sollen, teilen sich unsere Angebote daher auch sehr oft nach zum Zeitpunkt der Angebotserstellung bekannten Meilensteinen auf.

Beispielsweise Angebot bis Prototyp mit festgelegter Funktion, nächstes Angebot dann mit neuem Wissensstand, neuen Features oder Wünschen bis nächste Revision usw.

Die Kosten einer Elektronikentwicklung selbst sind aber sehr wahrscheinlich nur ein Bruchteil der Gesamtkosten aller Gewerke bis zur Markteinführung.

Beispielsweise kostete bei uns die Entwicklung eines neuen, unbekannten kleinen batteriebetriebenen Konsumgerätes für ein Startup (Hardware + Software mit eigentlicher Funktion, Batterie und Sicherheitsüberwachung) ca. 14.000 Euro – der Kunde teilte uns auf Anfrage aber mit, dass die Gesamtkosten (Tests, Zulassungen, Marketing, Verpackung, Produktion erste Charge, Lagerkosten usw.) bis Markteinführung bei ca. 160.000 Euro lagen.

Der Anteil der Kosten für die Elektronikentwicklung an den Gesamtkosten betrug in diesem Projekt also weniger als 10%.

Wir empfehlen gern unseren Kunden vor Beginn einer Entwicklung, sich eine möglichst klare Vorstellung aller Prozesse (im Sinne des Geschäftsmodells) insgesamt zu machen und diese für sich selbst zu dokumentieren, um zeitliche und finanzielle Mittel effektiv dort einsetzen zu können, wo sie den größten Nutzen erzielen.

Gern sind wir in Kombination mit unseren Kooperationspartnern diesbezüglich beratend behilflich.

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